Unsere Position

Theater als Schulfach?

Theater ist in vielen Bundesländern ein Schulfach. In NRW wird in vielen Schulen Theater gespielt und unterrichtet: im Differenzierungskurs, in der Theater AG, im Fach Darstellen und Gestalten, im Literaturkurs, als Beitrag zum sozialen Lernen usw.

Ein eigenständiges Schulfach mit curricularer Anbindung ist Theater allerdings in Nordrhein-Westfalen nicht. Lediglich für das Wahlpflichtfach Darstellen und Gestalten der Gesamtschulen gibt es eine Handreichung und für Literaturkurse der gymnasialen Oberstufe gibt es einen Lehrplan.

Während die Vielfalt der Schultheaterlandschaft dadurch sehr spannend ist, bleibt die Teilhabe der Schülerinnen und Schüler an einer qualitativ hochwertigen Theaterarbeit und damit an den Bildungsmöglichkeiten des Theater dem Zufall und dem Engagement einzelner Lehrkräfte überlassen.

Unsere Position: Gutes Schultheater

… basiert auf den (curricularen) Vorgaben kultureller und ästhetischer Bildung.

… orientiert sich nicht an den Standards professioneller Schauspielkunst oder professioneller Stadttheater-Produktionen.

… bietet Schüler*innen auf der Ebene der Produktion…

  • die Möglichkeit, ihre eigenen Themen auf der Bühne in künstlerisch-theatraler Weise zu verhandeln, sei es in Form der Eigenproduktion, der Textadaption, des Tanzes oder der Performance.
  • eine altersgemäße Heranführung an körper-/ bildsprachliche Ausdrucksformen.
  • einen Rahmen, innerhalb dessen sich Kinder und Jugendliche altersentsprechend körper-/ sprachlich, künstlerisch/ inszenatorisch, sozial-politisch und in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln können.

… bietet Spieler*innen und Zuschauer*innen auf der Ebene der Rezeption…

  • die Möglichkeit, Theater als einen Ort der ästhetischen Wahrnehmungsschulung, der Teilhabe an sozial-politisch für sie relevante Themen in künstlerischer Ausdrucksform und der kulturellen Vielfalt kennen zu lernen.
  • die Erfahrung eines je einmaligen, unmittelbaren zwischenmenschlichen Kontaktes als Gemeinschaftserlebnisses.
  • Berührungspunkte zwischen Spieler*innen und Zuschauer*innen gleichermaßen, da sie sich in der sinnlichen Erfahrung individuell wieder-erkennen.

… braucht hierzu…

  • in NRW die Einrichtung eines Schulfaches „Theater“, das gleichberechtigt neben den Fächern Kunst und Musik steht und zwar in allen Schulformen, nicht nur an Gesamtschulen und Gymnasien.
  • eine verlässliche, grundständige Ausbildung für die unterrichtenden Theater-Lehrer*innen und/ oder die Möglichkeit, zertifizierte Theaterpädagog*innen (BuT ®) als Lehrer*innen einstellen zu können, die ihr methodisch-didaktisches und künstlerisches Vorgehen bei der Leitung eines Theaterkurses (also in NRW: eines Darstellen-/ Gestalten-Kurses, eines Darstellenden Spiel-Kurses, eines Literaturkurses oder einer Theater-AG) nicht aus den Fächern Sport, Deutsch, Kunst oder Musik entleihen.
  • verlässliche, fachlich breit angelegte Angebote der Fort- und Weiterbildung.
  • angemessene zeitliche Ressourcen (flexible Probenzeiten, auch in Blockform) und räumliche Ressourcen (Fachräume/ Aula/ Probenbühne/ Requisite) und eine angemessene technische Ausstattung.
  • eine Orientierung an der zeitgenössischen Theaterkunst.

Position des Bundesverbandes Theater in Schulen (BVTS)

Die bedeutendsten Theaterverbände im professionellen und nichtprofessionellen Bereich fordern gemeinsam, die Position des Theaters als Schulfach aufzuwerten und dafür entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies sei auch die Voraussetzung für eine gelingende Kooperationspraxis zwischen Schulen und außerschulischen Theatermacher/innen.
Unter anderem heißt es in dem Papier: „Damit alle Schülerinnen in allen Jahrgangsstufen die Möglichkeit erhalten, theatrale Erfahrungen zu machen, bedarf es analog zu anderen Schulfächern einer hochqualifizierten, professionellen Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften für flächendeckenden Theaterunterricht in der Schule, geeigneter Fachräume und sinnvoller Zeitkontingente in den Stundentafeln. Erst unter diesen Rahmenvoraussetzungen können wünschenswerte Synergieeffekte in der Zusammenarbeit zwischen Theaterlehrerinnen und außerschulischen Theatermacher*innen – unter Berücksichtigung unterschiedlicher Kompetenzenund gegenseitiger Akzeptanz – bzw. zwischen Schulen und Theatern nachhaltig wirksam werden.“
Vorgelegt wurde das Positionspapier vom Bundesverband Theater in Schulen. Zu den Unterzeichnern gehörender Bundesverband Freie Darstellende Künste, der Deutsche Bühnenverein, der Rat für Darstellende Kunst und Tanz im Deutschen Kulturrat, die Dramaturgische Gesellschaft, die Gesellschaft für Theaterwissenschaft, das Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland (KJTZ), die Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche Deutschland (ASSITEJ), der Bundesverband Theaterpädagogik (BuT), die Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel & Theater und der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT).

Positionspapier des Bundesverbandes Theaterpädagogik e.V. (BuT)

Im Jahr 2013 hat der Bundesverband Theaterpädagogik ein Positionspapier veröffentlicht in dem er die Bedeutung der theaterpädagogischen Arbeit für die kulturelle Bildung herausgearbeitet wird. Darüber fordert eine flächendeckende Einrichtung des Schulfaches Theater.